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2009 – Klaus Hoffmann im Ballenlager






2009 – Klaus Hoffmann im Ballenlager


Klaus Hoffmann im Ballenlager (WN)„Was bleibt?“ – wird man sich nach diesem Konzert nicht fragen müssen. Klaus Hoffmann mit dem Pianisten Hawo Blech verzauberten am Freitagabend im ausverkauften Ballenlager mit einem musikalischen Querschnitt aus mehreren Jahrzehnten.
Die Kulturinitiative hat mit Klaus Hoffmann sich selbst und dem Publikum ein Präsent der Extraklasse gemacht, das in seiner Intensität und Gefühlsdichte die Zeit vergessen ließ.
Klaus Hoffmann ist mit seinen 58 Jahren immer noch einer der ganz großen Liedermacher und Entertainer, erreichte an diesem Abend die Herzen aller. Da wurden besonders die alten Lieder aus seiner Frühphase zu einem inspirierenden Erlebnis, bei „Blinde Katharina“, „Gerda“ und „Marktag“ blieb das Herz fast stehen, fühlte man sich bis ins Innerste berührt. So etwas schafft eben nur ein Mann, der alle Höhen und Tiefen des Lebens erlebt hat, der sich nie irgendwelchen Zeitströmen angepasst hat.
Seine Lyrik erschien einfach zeitlos, niemals angestaubt. Da erschütterte das „Haus Trinitatis“ immer noch so wie vor vielen Jahren. „Spirit 2 Tour“ heißt die winterliche Tournee von Klaus Hoffmann, aus der CD „Spirit“ hörte man dann auch meist lyrisch-poetische Lieder wie „Das Röschen“, viel Melancholie und Zärtlichkeit für ein hingerissenes Publikum.
Da blieb er authentisch, die neuen Leiden des Klaus Hoffmann sind eben immer noch die alten geblieben. Berliner Milieu zeigte sich im „Treppe ruff, Treppe runter“. Klaus Hoffmann hat eben seine Wurzeln nie vergessen, da mischte sich eine Spur Tucholsky in die altbekannte Berliner Schnauze.
Mit seinem Pianisten Hawo Blech hat er über die Jahre schon so viele Konzerte bestritten, da spürte man die innere Verbundenheit selbst in den kleinen ironisch angehauchten Spitzfindigkeiten. Klaus Hoffmann zeigte an diesem Abend viel von seinem Innersten, erzählte von seiner Kindheit in Berlin, dem frühen Tod des Vaters, der schweren Nachkriegszeit. Diese Erlebnisse haben ihre Spuren hinterlassen, „Die Männer meiner Mutter“ und „Der Boxer“ zeigten diese autobiographische Adaption mit ergreifendem Gefühl.
Seine „Musik der Straße“ fand den Weg zu den Herzen, da glänzte „Der Diamant“ im Lichte Berlins. „Weil Du nicht bist wie die anderen“ traf auf diesen Liedermacher ebenso zu. Dieses heimliche Genie aus Charlottenburg verletzte nicht, auch wenn seine Worte ganz besonders tief trafen. Er beschwörte die Schatten der gefallenen Engel, von Gert Fröbe bis zu Ben Hur. Es sind eben die Lieder, die mit ihrem melancholischen Unterton ihn als großen Künstler auszeichnen. Es ist viel passiert seit „Ich will Gesang, will Spiel und Tanz“. Da haben die Jahre ihre Spuren hinterlassen.
Doch die Sehnsucht hat Klaus Hoffmann immer noch im Gepäck. An diesem Abend öffnete er die Schatztruhe seiner Lieder. Diesen Abend wird man so schnell nicht vergessen. Da gilt aber auch ein großer Dank der Kulturinitiative für solch ein inspirierendes Geschenk.

 

Klaus Hoffmann im Ballenlager (GZ)Greven entwickelt sich nach und nach zum Liedermacherzentrum. Nach Konstantin Wecker, Stefan Sulke und Hannes Wader trat am Freitagabend Klaus Hoffmann im Ballenlager auf. „Jetzt nur noch Reinhard Mey – aber da sind wir dran“, verkündete Willi Meibeck, als er Klaus Hoffmann, einen der größten der Branche, begrüßte.
Der Saal ist voll mit erklärten Hoffmann-Fans. Kaum hat Hawo Bleich, Dauerpartner des 58-jährigen Sängers am Klavier und Punchingball für manche Späße des Barden, die ersten Takte angeschlagen, brandet der Applaus los. Die Fans singen sofort mit. Ja, sie lieben ihren Klaus und kennen seine Texte.
Der schauspielernde, schreibende und musizierende Entertainer schmeichelt seinem Publikum. „Ihr seid fantastisch“, ruft er. Das beste Publikum, das er jemals erlebt habe. „Ach, Quatsch“, kommt zurück. Hoffmann sucht den Kontakt zum Publikum, spricht es an.
Er liefert eine gute, durchstrukturierte Show. Tatsächliche oder erfundene persönliche Erlebnisse bilden den roten Faden, an dem sich wie Perlen seine Lieder aufreihen. Die Kindheit in Berlin, der frühe Tod des Vaters, die schwere Nachkriegszeit.
Doch Mitleid ist nicht angesagt, Hoffmann mimt den Bedauernswerten, im nächsten Moment ist er wieder schnoddrig. Und alles in charmanten Art, eben berlinerisch. Die Hände oftmals in den Hosentaschen, den verlegenen Trottel spielend, singt er treffend: „Ich bin zu müde um höflich zu sein.“
Hoffmann teilt aus , aber nimmt sich auch selbst „auf die Schüppe“. Ein Beispiel: „Spirit“ heißt sein aktuelles Album. „Spirit, das heißt Geist“, klärt er auf. Es könne aber auch sein, dass jemand beim Schreiben des Wortes „Spirituosen“ gestört wurde. Diese „Zwischenstücke“ sind nicht schlecht, aber seine große Stärke spielt Hoffmann in seinen Liedertexten aus. Da berührt er sein Publikum mit der ganzen Bandbreite menschlicher Emotionen: Liebe, Verlust, Freud, Leid.
Nach zwei Stunden ist ein recht unterhaltsamer Abend zu Ende. Das Publikum ist begeistert, applaudiert frenetisch, bekommt seine Zugaben und dankt mit stehenden Ovationen.