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2022 – Vogt & Gremme präsentieren Robert Gernhardt – 30. Januar






2022 – Vogt & Gremme präsentieren Robert Gernhardt – 30. Januar

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Von Ulrich Coppel

GREVEN Robert Gernhardt zählt zu den vielseitigsten und farbigsten Künstlerpersönlichkeiten der jüngeren Vergangenheit in Deutschland. Der 2006 verstorbene Lyriker war zugleich einer der bekanntesten Satiriker, Zeichner, Karikaturisten, Dramatiker, Essayisten, und Kritiker hierzulande.

Seine Form der Auseinandersetzung waren intellektueller Spott, Humor, aber auch Nonsens. Mit literarischen Kollegen zusammen begründete Gernhardt die Satirezeitung „Pardon“, und mit derer Redaktion wiederum die „Neue Frankfurter Schule“ (NFS): Eine spöttische Anspielung auf philosophische Elfenbeintürme der „Frankfurter Schule“ um Adorno, Horkheimer und anderen.

Mit einigen seiner „Pardon“-Redaktionskollegen schuf Gernhardt später das legendäre Satiremagazin „Titanic“. Er schrieb Gags für Otto, aber auch sensible Lyrikbücher und war ein renommierter Hochschullehrer, zu dessen Vorträgen sich Studenten schon Stunden vor Beginn einfanden, um bloß noch einen Platz zu ergattern.

Mit Spott, Humor und intellektueller Würze spiegelte Gernhardt die Gegenwart und setzte reihenweise Maßstäbe, Stolpersteine und Ausrufungszeichen. Vor allem in seinem letzten, von langer, schwerer Krankheit gezeichneten Lebensabschnitt schuf Gernhardt aber auch viel Nachdenkliches.

Bernd Vogt zeichnete am Sonntagabend in der sehr gut besuchten Kulturschmiede Robert Gernhardts außergewöhnlichen Lebensweg mit einem nach Entstehungszeit chronologisch geordneten Vortrag ausgewählter Werke nach. Patrik Gremme fand mit Gitarre, Keyboard, Gesang und Mundharmonika passende musikalische Interpunktionen: Mal mit einem Ragtime, mal mit Reinhard Mey oder Herman van Veen, mal mit folkloristisch-klassischer Gitarrenmusik des Brasilianers Heitor Villa-Lobos.

Den gut eineinhalbstündigen Vortrag mit Musik rundete eine Diashow mit Por­traitfotos, Zeichnungen oder Buchtiteln Gernhardts multimedial ab.

Das alles war keine Sekunde langweilig, zumal Vogt die teils komplexen Texte ohne eine einzige Unsicherheit auswendig präsentierte. Ein bisschen beigemischter Hall hätte der dezent verstärkten Konzertgitarre und der Stimme Grimmes, gerade bei den intimen, späten Werken Gernhardts, vielleicht ein bisschen mehr Wärme bieten können – Nebensache.

Denn das, was Vogt und Grimme vortrugen, war eine mitreißende, tiefe, teils fast demütige Auseinandersetzung mit Gernhards Leben und Werk, wie Vogt in seinen Moderationen und Grimme in den umrahmenden musikalischen Beiträgen immer wieder klar werden ließen. Großartig!



Quelle: 2022 – Vogt & Gremme präsentieren Robert Gernhardt – 30. Januar