Wenn Musik und Lyrik verschmelzen
Lesung in der Stadtbibliothek
Von Axel Engels
GREVEN. Am Wochenende fand in der ausverkauften Stadtbibliothek Greven eine musikalisch-literarische Lesung statt, die das Publikum nicht nur unterhielt, sondern nachhaltig beeindruckte.
Aufgrund des enormen Andrangs und der großen Nachfrage gibt es am 9. Februar einen Zusatztermin, der ebenfalls bereits ausverkauft ist. Dieser Erfolg zeigt eindrucksvoll, wie groß das Interesse an der einzigartigen Kombination aus Literatur und Musik ist, die Bernd Vogt und Patrik Gremme in ihrem Programm präsentierten.
Zum bereits zehnten Mal gastierten Vogt und Gremme in Greven und widmeten ihre aktuelle Vortragsreihe der bedeutenden deutschen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. Die Veranstaltung begann mit einem stimmungsvollen Soloauftritt an der Gitarre, der die Besucher sofort in die passende Atmosphäre eintauchen ließ.
Bernd Vogt, passionierter Literaturkenner, sowie der Musiker Patrik Gremme hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die Biografie der Droste als roten Faden für den Abend zu nutzen. Wichtige Stationen ihres Lebens wurden durch ausgewählte Werke und passende musikalische Interpretationen hervorgehoben, wodurch sich ein harmonisches Zusammenspiel aus Literatur, Musik und persönlichen Einblicken ergab.
Die erste Hälfte des Abends widmete sich den Anfängen von Annettes Schaffen. Vogt trug das Gedicht „An meine Mutter“ mit berührendem Nachdruck vor, während Gremme am Klavier mit einer Komposition der Dichterin begleitete. Das frühe Werk „Liebe Mutter“ wurde ebenfalls musikalisch untermalt, was die emotionale Tiefe des Textes unterstrich.
Besonders beeindruckend war die Darbietung von „Die Freuden des ländlichen Lebens“, die durch Gremmes Gitarrenspiel eine beinahe idyllische Leichtigkeit erhielt. Mit dem von Reinhard Mey inspirierten Lied „Auf dem Lande“ setzte Gremme einen modernen Akzent, der den Bezug zur Natur und zum einfachen Leben unterstrich.
Neben den literarischen und musikalischen Beiträgen überzeugte die Veranstaltung durch eine dramaturgisch durchdachte Struktur. Gedichte wie „Grüße“ und „Unruhe“ wurden von musikalischen Beiträgen flankiert, etwa der sehnsuchtsvollen Gitarreninterpretation von David G. Fedovs „Sehnsucht – ein altes Lied der Taiga“. Diese Momente schufen nicht nur eine emotionale Tiefe, sondern ließen das Publikum auch in die Gedankenwelt der Dichterin eintauchen.
Ein Höhepunkt des Abends war zweifellos die Rezitation von Annettes Gedicht „Der Knabe im Moor“. Vogt verstand es meisterhaft, die unheimliche Stimmung des Gedichts durch seine ausdrucksstarke Stimme zu betonen.
Bei „Der Frühling ist die schönste Zeit“, „Heidebilder, „Das Hirtenfeuer“ sowie „Schilflieder“ schuf Gremme am Klavier mit Ravels „Pavane“ eine atmosphärische Untermalung. Diese Kombination aus Text und Musik fesselte das Publikum.
Die zweite Hälfte der Veranstaltung widmete sich späteren Werken der Droste, darunter das Gedicht „Wie sind meine Finger so grün“, das von Gitarrenmusik begleitet wurde. Die moderne Interpretation eines Grönemeyer-Klassikers „Flugzeuge im Bauch“ durch Gremme verlieh dem Abend eine besondere Note und unterstrich die Zeitlosigkeit der Themen, die Annettes Werke behandelten.
Ein weiterer berührender Moment war die Darbietung des Gedichts „Die Unbesungenen“ zu Bachs „Jesus bleibet meine Freude“. Hier wurde eindrucksvoll gezeigt, wie sehr Musik und Lyrik miteinander verschmelzen können.
Zum Abschluss der Lesung überraschten Vogt und Gremme mit einer musikalischen Hommage an die Freiheit und die Liebe. Mit dem durch Herman van Veen und Klaus Hofmann bekannte „Ich lieb dich noch“ von Jacques Brel und Georg Danzers „Freiheit“ setzten sie emotionale Glanzpunkte, die die Zuschauer tief berührten. Als bewegenden Abschluss des Abends wählten die beiden Georg Danzers „Letztes Lied“, sicherlich auch ein Zeichen für die mit Akribie und Feinsinn ausgewählten musikalischen Anteile.
Die musikalische Lesung war ein eindrucksvoller Beweis dafür, wie berührend und lebendig die Verbindung von Literatur und Musik sein kann. Vogt und Gremme haben es geschafft, die Welt der Annette von Droste-Hülshoff in all ihren Facetten greifbar zu machen.