Von Axel Engels
GREVEN. Am Freitagabend erlebte man in der Kulturschmiede drei Musiker, deren musikalischer Zusammenhalt, technische Raffinesse und Ausdruckskraft wie ein zündender Funke wirkten.
In Sekundenschnelle entfachte das Trio ein loderndes Boogie-Woogie-Feuer. Veranstaltet von der Kulturinitiative Greven, wurde das Konzert zu einem musikalischen Genuss, der den gesamten Spannungsbogen dieser swingenden und rollenden Stilistik umspannte und das Publikum von Beginn an in seinen Bann zog.
Frank Muschalle, ein international gefeierter Pianist, der sich seit über drei Jahrzehnten ausschließlich der Sprache des Boogie Woogie und Blues verschrieben hat, empfing sein Publikum ohne Umwege mit einem beherzten „Wake Up Call“. Kein besserer Titel für den Einstieg: Hier wurde nicht zaghaft vorgefühlt, sondern vom ersten Takt an klare Ansage gemacht.
Rollende Bassläufe, ein irrlichternder Diskant, durchsetzt von rhythmischer Prägnanz – Muschalle zeigte bereits in dieser ersten Nummer, warum er zu den gefragtesten europäischen Vertretern seines Fachs zählt. Frank Muschalle hat sein Leben dem Boogie Woogie verschrieben und das spürte man in jedem Stück. Kein Ton war überflüssig, kein Lauf Selbstzweck. Alles war eingebettet in eine kluge, swingende Erzählweise.
Dirk Engelmeyer am Schlagzeug und Gesang sowie Matthias Klüter am Kontrabass bildeten mit Muschalle eine traumwandlerisch eingespielte Einheit. Ihre Zusammenarbeit geht auf das Jahr 1990 zurück, als Muschalle und Engelmeyer im Duo begannen. Klüter kam einige Jahre später hinzu – seitdem tourt das Trio unermüdlich durch die Welt.
Ihre Erfahrung, ihr gegenseitiges Vertrauen und ihr gemeinsamer musikalischer Atem waren in jedem Takt spürbar. Besonders eindrücklich zeigte sich das bei Stücken wie „Blue Without You“ und dem herrlich swingenden „Slotcar Boogie“. Der Schlagzeuger Dirk Engelmeyer setzte besondere Glanzlichter des Abends. In „Foggy Bottom“ griff er selbst zum Mikrofon und verlieh dem Stück eine charmante, leicht angeraute Bluesnote. Sein Gesang besaß Charme, Bodenständigkeit und diese Prise augenzwinkernden Witz, die dem Abend zusätzliche Leichtigkeit schenkte.
Musikalisch war Engelmeyer eine Klasse für sich: Er spielte nicht einfach Schlagzeug, er webte rhythmische Geschichten, ließ Besen über das Fell tänzeln, peitschte punktgenau, setzte synkopische Kontrapunkte – stets songdienlich, nie selbstverliebt.
Matthias Klüter am Kontrabass agierte mit einer Mischung aus Präzision und tänzerischer Eleganz. Sein Bassspiel bildete das solide, groovende Fundament, auf dem sich Muschalles Laufwerk ebenso sicher bewegen konnte wie Engelmeyers perkussive Ausflüge. Besonders in Nummern wie „Black Fantasy“ zeigte sich Klüters Gespür für differenzierte Dynamik, stets mit einer Klarheit im Ton.
Wer Boogie-Woogie liebt, kommt an Meilensteinen wie „Boogie Woogie Stomp“ oder „Sheik Of Araby“ nicht vorbei. Mit pointiertem Drive, aber auch herrlicher Leichtfüßigkeit zelebrierte das Trio diesen Standard so frisch und vital, als sei er gerade erst geschrieben worden.
Zwischen traditioneller Form und zeitgemäßem Impetus spannte sich ein faszinierender Bogen, der das Stück in neuem Licht erscheinen ließ. Eindrucksvoll auch Muschalles eigenes „Just for You“ – eine liebevolle Hommage an die große Zeit des Pianoblues, mit introvertiertem Beginn, der sich nach und nach in einen tänzelnden Dialog mit den Mitspielern verwandelte.
Es war diese feine Dramaturgie, die aus vielen der Kompositionen kleine musikalische Erzählungen werden ließ. Was das Publikum in der Kulturschmiede an diesem Abend präsentiert, war ein mitreißendes Erlebnis. Dass Boogie Woogie kein museales Genre ist, sondern auch heute noch Menschen begeistert, berührt und bewegt, hat das Frank Muschalle Trio eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit technischer Brillanz, historischer Verankerung, zeitgenössischer Frische und vor allem mit einer enormen Spielfreude zeigten Muschalle, Engelmeyer und Klüter, dass swingender Blues lebendiger denn je ist.