Soleil Niklasson ist eine feste Größe der Jazz-, Soul- und Gospelwelt. Schon ihr erstes Lächeln, ihr erster Blick ins Publikum reichen aus, um eine Verbindung zu schaffen, die bis zur letzten Note halten wird. Und dann, wie ein Versprechen an diesen besonderen Abend, setzt das Quintett an.
Der Auftakt: „Daughter of the King“– ein Stück voller Swing, Energie und rhythmischer Raffinesse. Bassist Caspar van Meel führt die Zuhörer mit einem pointierten Solo in die Klangwelt des Abends, kurz darauf übernimmt Andreas Laux am Saxophon und verleiht der Eröffnungsschicht emotionale Dichte.
Fünf Musiker, die sich blind verstehen
Man erlebte fünf Ausnahmemusiker, die sich blind verstehen, deren individuelle Virtuosität sich nahtlos in ein homogenes Klangbild fügt. Soleil erzählt zwischen den Stücken kleine Episoden aus ihrem Leben. Jedes Lied wird eingebettet in diese Geschichten, jedes Musikstück ist nicht nur Interpretation, sondern gelebte Biographie.
„Embrace“ folgt – ein einfühlsames Stück, getragen von einem poetischen Solo des Pianisten Sven Bergmann, dessen Spiel von einer berückenden Sensibilität geprägt ist. Jeder Ton sitzt, jede Phrase atmet. Soleil schmiegt ihre Stimme an das Klangbild, um dann mit voller Kraft den Raum zu füllen. Mit „The Prayer“ erreicht die erste Hälfte des Konzerts einen spirituellen Höhepunkt. Caspar van Meel intoniert ein berührendes Bass-Solo, unglaublich innig. Die sakrale Stimmung entfaltet sich wie ein zarter Schleier.
Balance zwischen Expressivität und technischer Präzision
Der nächste Abschnitt des Abends mit „Rise“ wird energiegeladener. Andreas Laux brilliert am Saxophon, wechselt mühelos zwischen lyrischer Wärme und wohl eingesetzter Virtuosität. Es ist diese unerschütterliche Balance zwischen Expressivität und technischer Präzision, die seine Soli so besonders macht.
Bei „Package full of Dreams“ wird der Bass erneut zum führenden Element. Sven Bergmann leitet mit einem federleichten Intro über, ehe das Ensemble sich entfaltet. Soleil besingt die Träume, die sie im Gepäck hatte, als sie einst nach Europa aufbrach. Spätestens bei „The Power“ entwickelt das Konzert eine fast mitreißende Kraft. Sven Bergmann und Andreas Laux wechselten sich. Soleil nutzt die Dynamik, um die Kraft der Liebe und der inneren Stärke zu beschwören.
Ein Gospelstück wird zum emotionalen Gipfel
Einer der emotionalen Gipfel wird mit „Freedom Praise“ erklommen. Ein Gospelstück, das tief aus Soleils spiritueller Verwurzelung schöpft. Hier offenbart sich ihre ganze stimmliche Bandbreite: mal weich und flüsternd, mal kraftvoll und aufrüttelnd. Schlagzeuger Andreas Griefingholt legte darunter ein pulsierendes Fundament, das die Spannung der Nummer bis zum Schluss hochhielt.
Einen Moment tiefer Melancholie erlebte man mit „Saudade“. Das portugiesische Wort für eine bittersüße Mischung aus Wehmut und Hoffnung wurde zum fühlbaren Erlebnis. Sven Bergmanns Klavierspiel perlte gleichsam über den Bühnenrand hinaus, Caspar van Meel strich sanfte Akzente auf dem Bass, während Lauxs Saxophon melancholische Bögen spannt.
Den krönenden Abschluss bildete die jazzig-soulige Hommage „September“ – hier verbeugte sich Soleil nicht nur musikalisch vor vergangenen Zeiten, sondern schlug einen Bogen zur Gegenwart. Soleil Niklasson bewies einmal mehr, dass sie eine der faszinierendsten Stimmen unserer Zeit besitzt – warm, kraftvoll, voller Farben und doch stets voller Herz.