Ass-Dur im Ballenlager (WN)
Es dürfte eine der steilsten Karrieren der Musikkabarettszene in den letzten Jahren sein: Eben noch Klavierstudenten der Musikhochschule in Berlin, schon erobern Benedikt S. Zeitner und Dominik Wagner, zusammen Ass-Dur, die Bühnen in ganz Deutschland, heimsen 17 Kabarett- und Comedypreise ein. Das Erfolgsgeheimnis: Grenzen zwischen Klassik, Jazz und Pop gibt es für die beiden Künstler nicht – Grenzen in der Art der Darbietung noch viel weniger. Da wird gezaubert und gestrippt, gerangelt und geturnt, gelehrt und gealbert, gesungen und nicht zuletzt auch Klavier gespielt.
Intelligent versus etwas dümmlich, voller Euphorie kontra höchst gelangweilt und eloquent gegen „RTL-2-Niveau“ und trotzdem ausgesprochen harmonisch: So spielte das Musik-Kabarettisten-Duo Ass-Dur am Samstagabend und verordnete den gut 200 Gästen ein kurzweiliges Lachmuskeltraining.
Zunächst jedoch ging es eher schleppend voran. Vom Tonband wurde die nächste Nummer eingespielt: Ein Telefonat, das man nur mit größter Mühe verstehen konnte, und zu dem der Anknüpfungspunkt im Weiteren leider fehlte. Stattdessen suchten sich die beiden jungen Musiker lieber einen anderen roten Faden, nämlich die Reporterin, die sie in den folgenden zwei Stunden ununterbrochen, sehr zur Belustigung des Publikums, auf den Arm nahmen.
Anschließend bewiesen sie Kabarett auf höchst intelligenter Ebene. Wer mit viel Konzentration dem Wortschwall von Dominik als öder Hochschullehrer lauschte, konnte die deutsche Sprache in perfekter Wortwahl genießen. „Die andere Gesellschaftsschicht“ wurde von Benedikt angesprochen, dessen prägnante Witze zwar oft unter der Gürtellinie waren, der sie aber dennoch mit großem Feingefühl einbaute, so dass sie durch seinen Charme und die faszinierende Mimik mit dem anspruchsvollen Kabarett-Niveau mithalten konnten.
Die Künstler hatten auch ihren Spaß am Publikum. „Die in Greven machen wirklich jeden Quatsch mit“, waren sich Dominik und Benedikt an diesem Abend einig. Das Musik-Kabarett-Duo brauchte nur einige Akkorde zu spielen, und schon jaulten die bestens gelaunten Zuschauer in schrillen Tönen.
Das Duo hat in den letzten Jahren unzählige Kabarettpreise gesammelt. Ihr Programm „1. Satz – Pesto“ wurde diverse Male ausgezeichnet. Zwischen ihren musikalischen Darbietungen präsentierten sie aber auch Zauberkünste. Es waren kleine Tricks, die zwar für kurze Verblüffung sorgten, „Ass-Dur“ hinterließ jedoch nichts Spektakuläres, als sie zum Beispiel kleine Stoffbälle verschwinden ließen.
Auf das große Highlight durfte also noch gewartet werden, als nach einer schnell vergangenen Stunde die Pause eingeläutet wurde.
Nach wirklich bewundernswerten Gesangskünsten von Benedikt und virtuosen Klavierklängen von Dominik folgte schnell die oft prämierte Nummer der Komödianten.
Das seitens der Künstler ausgesprochene „Fotografierverbot aus hygienischen Gründen“ hatten besonders die weiblichen Gäste schnell vergessen. Die beiden schafften es, ein Medley aus allen Stücken des Abends mit Blockflöte und Flügel zu spielen, während sie sich komplett umzogen. Über Kopf, mit den Füßen und vierhändig wurden die Tasten bedient und sowohl das musikalische, als auch das modische Ergebnis konnte sich sehen lassen.