Helmut Thiele gelang es auf virtuose Weise, lebhaft und leibhaftig in die facettenreiche Rolle hineinzuschlüpfen und sie mit charakteristischem Sprechgestus und Timbre zu versehen. Der einaktige Monolog des 35-jährigen Kontrabassisten wurde so zu einem unter die Haut gehenden Erlebnis. Das Publikum ließ sich entführen in das einsame schallgedämpfte Zimmer.
Der mittelmäßige Musiker ersetzte im Dialog mit einem imaginären Bekannten das Publikum mit dem fehlenden Gegenüber. Eine Lehrstunde in Instrumentalkunde führte in die Biographie des Kontrabassisten ein, erfuhr das Publikum auf amüsant tragische Weise, wie er zu diesem über das recht eigenwillige Instrument gekommen war. Dieses Musikinstrument bestimmt, ja es ist sein ganzes Leben. Der Kontrabass ist Freund, Feind, Lebensinhalt. Sogar sein Liebes- und Sexualleben bestimmt er.
Plastisch und bilderreich setzte Helmut Thiele diesen Monolog in Szene, genau mit dem feinen Gespür für die teils satirische, teil humoristisch überzogenen Pointen. Grandios gestaltete er das Wechselbad der Gefühle. Mal der verkannte Künstler, dann wieder jammerndes Häufchen Elend.
Zur Erhellung seiner Ausführungen gab der Kontrabassist mit alten Schallplatten einige Beispiele aus der Musikliteratur vom Vorspiel zu Richard Wagners „Walküre“ bis zum „Kontrabasskonzert Nr. 2 E-Dur“ von Carl Ditter zu Dittersdorf. Mit zunehmender Länge wandelte sich das positive Bild vom Kontrabass zum „Dreckskasten“. Auch der Musiker entpuppte sich im Laufe des Abends als einsamer, introvertierter Stubenhocker, der seine einzigen positiven Gefühle manisch auf die junge Sopranistin Sarah projizierte, die er allerdings bisher nie angesprochen hat. Am Ende soll es zur Wende in seinem Leben kommen. Er will sein verhasstes Instrument loswerden und seiner geliebten Sarah mit einem lauten Schrei mitten im Konzert seine Liebe gestehen.
Aber auch nach diesem grandiosen Abend wurde man vom Kontrabassisten mit einer unbeantworteten Frage entlassen, ob er wirklich den Mut dazu aufbringen könne – er verabschiedete sich unter lang andauerndem Applaus und ging zum „Staatsoper-Dienst“.