„Diese Evergreens sind einfach der Renner“, schwärmt Discjockey „Fatty“, und muss gleich wieder an die Party-Front. Von seinem Schaltpult aus hat er alles im Blick: Vorne die Tanzfläche, wo die älter gewordene Rote-Mühle-Generation mit jugendlichem Elan im Beat des 70er-Jahre-Disco-Feelings wippt. Hinten an der Theke erstrahlt das Wahrzeichen des Abends – die Rote Mühle. „Einfach faszinierend“, kommt der DJ selbst nicht mehr aus dem Staunen heraus. Ausverkauft ist der Abend der KI schon seit langem. Das hat seine Tradition. Ein Selbstläufer zum insgesamt siebten Mal.
Wird´s da nicht irgendwann langweilig? Nie und nimmer, will Werner Heiring betont wissen: „Diese Musik macht Spaß“, sagt er, legt eine weitere Schallplatte auf, die im schwarzen Vinyl glänzt, und hebt die Arme, um mit der jubelnden Party-Masse zu feiern. „Den richtigen Hit zur momentanen Stimmung zu finden, ist für mich kein Problem“, ergänzt er, „Aber, die richtige Stelle mit der Nadel zu treffen, schon.“ Ohne die Brille ginge das kaum noch, erzählt „Fatty“. Das Alter lässt grüßen.
Indes vergnügen sich die vielen Rote-Mühle-Fans vor der Bühne. Schweißperlen tropfen – erst wer wieder vor die Tür tritt, um kurz Luft zu holen, merkt, was für eine wirklich „heiße“ Stimmung in den alten Industriegemäuern wummert. Das junge Volk der Siebziger kann´s eben noch immer – das große Feiern.
Werner Heiring, alias DJ „Fatty“ blickt auf die Uhr und stellt fest: „22 Uhr, und die Bude ist rappelvoll. Dabei gehen die heutigen Jugendlichen um diese Zeit erst langsam los.“ Seine Gäste sind teilweise schon etwas in die Jahre gekommen, ihre Musik aber ist es nicht. Und ihre Tanzbegeisterung haben die heute 40- bis 60-Jährigen sich ebenfalls bewahrt, wie man auch auf der Rote-Mühle-Revival-Party in der Kulturschmiede sehen kann.
Viele Traditionen leben Viele Traditionen aus den 70er Jahren haben sich gehalten. Die Frauen erobern die Tanzfläche zuerst. Die Männer trauen sich nur langsam. Damals wie heute sind die weiblichen Gäste nicht zu bändigen, wenn Barry White mit schmachtender Stimme ins Mikrophon haucht oder wenn die Bee Gees mit Falsett-Stimme das „Saturday Night Fever“ entfachen.
Die Gäste zeigen Begeisterung und ausgelassene Lebensfreude, so mancher Jungspund kann nur staunen. Der Plattenteller rotiert ununterbrochen, „Fatty“ spielt einen Ohrwurm nach dem anderen – immer den richtigen Hit im richtigen Moment. Den tanzwütigen Grevenern bleibt kaum Zeit, sich ein neues Bier zu holen. „Harlem Shuffle“ von den Rolling Stones und „Jumping Jack Flash“ verlangen Kondition. Doch das ist kein Problem.
In einer kleinen Ruhepause spielt der DJ den Hippie-Klassiker „San Francisco“. Die Gäste kommen ein wenig zur Ruhe und tanzen mitunter eng umschlungen. Anschließend geht es mit „Papa was a rolling stone“ und „Born to be alive“ wieder fetzig weiter. Der Spaß der Teilnehmer lässt erahnen, dass auch 2012 wieder eine „Rote-Mühle“-Party die Kulturschmiede zum Rocken bringen wird.