Die Liebhaber feinster von Hand gemachter Musik erlebten ein leidenschaftliches Konzert in der Kulturschmiede, das sicherlich auch in größerem Rahmen für Furore gesorgt hätte. Das aus dem Frankfurter Raum stammende Tango-Trio mit dem Akkordeonisten Martin Wagner, dem Kontrabassisten Hanns Höhn und dem Schlagzeuger Andres Neubauer gilt als wahrlich innovative Formation, als Grenzgänger zwischen Tango Nuevo, Blues, Funk und Jazz.
Das bestens aufeinander eingespielte Trio ließ sogar klassische Elemente in die Musik einfließen. Dabei verbanden sie mit versierter Kunstfertigkeit die verschiedenen Stile, schufen bei Eigenkompositionen eine ganz eigene musikalische Sprache. Bei ihrer mitreißenden Erweiterung des Tango Nuevo gab es für das Trio keine spieltechnischen Schwierigkeiten, sie konnten sich ganz auf den Gefühlsgehalt der Musik konzentrieren.
Das Publikum lauschte fasziniert diesen abwechslungsreichen Kompositionen, in denen das Trio mit großer Ausdruckskraft wahre Stimmungsbilder entstehen ließ. Die Mitglieder des Trios haben schon mit bedeutenden Musiker wie Barbara Dennerlein, Albert Mangelsdorff , Ack van Royen oder der HR Big Band gearbeitet, zählen zur internationalen Spitze ihres Faches.
Mit ihrer Neuinterpretation des Tangos zeigten sie sich in einer Linie mit Gruppen wie dem eher mainstremmäßigen „Gotan Projekt“, allerdings wirkte ihre Musik niemals kopflastig oder rein intellektuell bestimmt. Mit Feingefühl und Sensibilität haben sie es verstanden, sich selbst so legendären Tangos wie dem „Libertango“ von Astor Piazolla zu nähern.
Sie bereicherten in ihren Improvisationen diesen introvertierten Tango um eine klangmalerische Facette. Mit ungebremster Spielfreude der auch solistisch bestens aufgelegten Musiker ging es beim „Akrobat“ aus der Feder von Hanns Höhn in eine wahre Zirkuswelt, bei seinem „Early Bird“ war man eingefangen von der Zartheit der Musik. Stilistische Grenzen schien es für das Trio ebenso wenig zu geben wie kulturelle. Bei der „Night in Egypt“ von Martin Wagner fühlte man sich in die arabische Welt mit ihren Minaretten versetzt und bei seinem „Vienna April“ genoss man die warmen Sonnenstrahlen.
Solche Bilder im Stile des Tango Nuevo zu erzeugen, bedarf schon großer meisterhafter Musizierkunst. Wildes Temperament zeigte sich beim „Transylvanian Tango“, bei dem das Trio seiner Spielfreude freien Lauf lassen konnte. Ebenso faszinierte das Trio bei dem Song „Nachbarschaft“ das Publikum mit seiner lebendig gelebten Spontaneität.
Dass aber auch ein waschechter Salon-Tango zum Repertoire des Trios gehört, bewiesen sie mit dem „L‘air d‘en Temps“. Mit „Cool“ bereichert das Trio den Abend um leicht swingenden Elementen.
Solch ein abwechslungsreiches Konzert war ganz nach dem Geschmack des Publikums, das mit dem Wechsel zwischen Tango und Walzern Raum und Zeit vergessen konnte.