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2016 – Tango Transit in der Marienkirche






2016 – Tango Transit in der Marienkirche


Keine besinnlichen Weihnachtsweisen gab es am Samstagabend beim „Engelrausch“ mit dem Jazztrio „Tango Transit“ für über 70 Musikliebhaber in der Marienkirche. Schon vor zwei Jahren waren Martin Wagner am Akkordeon, Hanns Höhn am Kontrabass und Andreas Neubauer am Schlagzeug mit ihrer stark emotionalen Musik Gäste der Kulturinitiative. Damals verwöhnten sie das Publikum mit ihrer ganz innovativen Art, den Tango Nuevo mit neuem Leben zu erfüllen. Für ihr seit vielen Jahren sehr erfolgreiches Weihnachtsprogramm „Engelrausch“ hatten sie aus der Schatzkiste weihnachtlicher Lieder ein Programm zusammengestellt, bei dem sie ihre kreativen Qualitäten vollkommen einbringen konnten. Sie boten dem Publikum ein Musikerlebnis auf hohem künstlerischen Niveau, wobei der Unterhaltungswert sicherlich genauso prägnant war. Trotz der vielen Jahre mit „Engelrausch“ hatte der Zahn der Zeit keine Spuren bei dem facettenreichen Reigen sakraler Melodien hinterlassen, zumal das stets innovative Spiel des Trios jederzeit für köstliche Überraschungen sorgte. Nichts wirkte trocken und akademisch durchgespielt.

Schon bei den ersten Liedern schwebten gleichsam die Englein in einem rasanten Ritt durch diverse Stile vom Himmel herab, traf man die Hirten beim leicht swingenden Geplauder und versammelten sich die Kinder in spielerischer Art unter dem von wohlakzentuiert glänzenden Lichtern erleuchteten Weihnachtsbaum.

Was Martin Wagner, Hanns Höhn und Andreas Neubauer allerdings aus dem traditionellen Weihnachtslied aus dem 17. Jahrhundert „Was soll das bedeuten“ machten, verdient ein besonderes Lob. So stimmungsvoll und inspirierend hat man dieses Lied wohl noch nie gehört.

Ihre ganze Liebe und Leidenschaft legten die drei Musiker auch in das frühere Wallfahrtslied „Maria durch ein Dornwald ging“, das als eines der schönsten und innigsten Adventslieder bekannt ist. Die lyrische Melodie wusste Martin Wagner exquisit auszuspielen, sie konnte bei solch differenzierter Dynamik des Trios ihren Glanz im gesamten Kirchenraum entfalten.

Melancholie und Gefühlstiefe zeigten sie auch beim adventlichen Choral „Es kommt ein Schiff, geladen“, wobei sie den originalen Rhythmuswechsel innerhalb der Strophe mit Eleganz und Feingefühl in ihre Improvisation einfließen ließen. Bei den eher traditionellen Liedern wie „In dulci jubilo“ und „Tochter Zion“ gingen sie sehr vorsichtig heran, damit ihr Crossover der Stile nicht die innere Struktur beschädigte. So blieb die Ausdruckskraft der Melodien erhalten, allerdings waren sie in ein ganz leidenschaftliches neues Gewand gekleidet. Mit einem innigen „Stille Nacht“ endete ein Konzert, das mit seinem großen Spektrum jederzeit fesselte.