Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Bühne, Theater, Schauspiel – Thomas Freitag ist und bleibt ein Komödiant, der nicht bloß den Zeigefinger hebt wie ein Volker Pispers, sondern einer, der in Rollen schlüpft, erzählt, nachdenklich, ja fast philosophisch daherkommt. Bei dem Stille und geistreiche Tiefe keine Widersprüche zu einem gelungenen Auftritt sind, sondern unverzichtbare Elemente.
Die Lacher hat Freitag trotzdem zahlreich auf seiner Seite. Da wird par exemple die Regierungspolitik zum Semikolon. „Denn man weiß nicht: War das alles? Oder kommt noch was?“ Und als Karl Marx mit Rauschebart lässt Freitag die Revolution schlicht ausfallen. Denn selbst der Ober-Kommunist verfällt dem Billigwahn, kauft Socken vom Discounter und füttert damit jenen kapitalistischen Tiger, den er einst bändigen wollte. „Das mache ich jetzt irgendwo, wo es keine Menschen gibt“, sagt die frustrierte Figur, die ihr Proletariat nur noch zu einer Sache vereinigt sieht: Für einen 30-Euro-Flug mit dem Kegelclub nach Mallorca.
Anderswo besprechen sich die Eheleute abends im Bett, um ihren durchgeplanten Tag zu diskutieren. Im Stile von Loriots Wuppertaler Herrenboutique endet das im Chaos. „Wie soll es auch anders sein, in einer Zeit, in der Banken eine Philosophie haben?“, fragt Freitags Schüttlöffel. Philosophie heißt so viel wie Liebe zur Weisheit. „Da könnte man auch dem Puff die Treue attestieren.“ Szenen wie diese sind charakteristisch für den Komiker Freitag, denn neben Bezügen zu Denkern und Lenkern der Zeitgeschichte verwebt er kunstvoll die Sprache im Programm, rattert Zitate von Goethe bis Shakespeare herunter und kriegt am Ende doch die Kurve für eine gelungene Pointe.
Am Ende wird Freitags Programm zum Plädoyer. „Dieses Land ist mehr als ein Standort. Europa ist mehr als eine Währung. Der Mensch mehr als Humankapital. Sind Sie dabei?“, flüstert Freitags Schüttlöffel in die Nacht. Das Publikum haucht ein leises Ja als Antwort. Dann: Ein Knall, Blaulicht, Alarmsirenen. Willkommen in der Wirklichkeit.