Aber das war es dann auch mit den Gemeinsamkeiten eines Christo und der ZERO-Gruppe. Die nämlich begann im zerstörten Nachkriegsdeutschland, neue, abstrakte Kunst zu machen, indem man beispielsweise Papier ankokelt. Um genau zu sein mit einem Flammenwerfer. Otto Piene hat es getan. Was nach brachialer künstlerischer Gewalt klingt, mündete in das vollkommene Gegenteil. Farben und Formen, die in Bewegung und Harmonie schwelgen, die aussehen, als sei gerade eine aufgewirbelte Sandwolke fotografisch festgehalten worden. „Ein Spezialeffekt, wie er für Piene typisch ist“, erläuterte Fils den Ausstellungsbesuchern die Werke des ZERO-Mitbegründers. Die Elemente Feuer, Wasser und Licht, sie spielen die Hauptrolle bei ZERO. So sind auch Heinz Macks berühmte Farbprismen zu sehen.
Nicht zu vergessen: Günther Uecker. Der Mann der tausend Nägel, der gewöhnliche Handwerksgegenstände in einen Holzblock hämmert, um dieses Objekt schließlich in Papier hineinzuprägen. Berühmte Schriften wie die Hiob-Geschichte aus der Bibel oder etwa der gute alte Goethe bieten die Grundlage für diese Nagelprägungen. „Uecker lässt sich vom Rhythmus des Textes inspirieren“, weiß der ZERO-Kenner Fils. „So entstehen bewegte Bilder.“ Oder wie der Fachmann sagt: „ZERO wagte den Bruch mit der pseudorealistischen Kunst des Nationalsozialismus.“ Puh, da muss ein jeder Kunstlaie durchatmen. Aber keine Sorge: Der Gang durch die Ausstellung lohnt sich auch ohne derartige Fachsimpelei. Die Premierenbesucher beherzigten das. Mit dem Sektglas eine einsame Runde durch die ZERO-Kunst zu drehen, kann genauso schön sein. Die ZERO-Gruppe war da ähnlicher Meinung, bis sie sich 1966 auflöste: „Zero ist die Stille. Zero ist der Anfang. Zero ist rund. Zero ist einfach Zero.“