Deutsche Bretonen mit keltischem Herzschlag
Konzertabend mit An Erminig in der Kulturschmiede
Von Regina Sommer
GREVEN Sind die ersten Töne der Bombarde zu hören? Kein Zweifel, in der Kulturschmiede gibt sich die Musikgruppe „An Erminig“ die Ehre. Erminig bedeutet Hermelin und ist das Wappentier der Bretagne. Am Samstagabend lud das Trio sein Publikum ein, mit der lebendigen Musik der Bretagne zu schwingen: ihrer Musik, ihren Traditionen und ihrem heiligen Sinn für Feste.
„Trug“ lautet das neue Programm der bretonisch inspirierten Musikgruppe – benannt nach dem bretonischen Wort für „Herz“. Mit diesem besonderen Herzschlag ließen die „Saar-Bretonen“ rund 80 begeisterte Gäste in die Seele der bretonischen Musik eintauchen. Und es gab sogar einen runden Geburtstag zu feiern: An Erminig schaut inzwischen voller Stolz auf sein 50-jähriges Bestehen zurück. Eingeladen hatte die Kulturinitiative Greven.
Getragen von dem gemeinsamen Wunsch, das bretonische Kulturerbe in der Gegenwart zum Schwingen zu bringen, musizierte das Trio, bestehend aus Barbara Gerdes (keltische Harfe, Bombarden, Flöten), Andreas Derow (Gesang, Dudelsack, Geige, Akkordeon, Drehleier) und Hans-Martin Derow (Gitarre, Bouzouky, Akkordeon, Gesang) mit typisch bretonischem Wechselgesang. Es entführte die Gäste auf eine musikalische Reise durch die Bretagne und andere keltische Regionen.
Ihr Repertoire umfasste traditionelle Tanzlieder, Suiten und Balladen in bretonischer und französischer Sprache, ergänzt durch Stücke aus Galicien und anderen keltischen Gebieten. Besonders die bretonischen Reihen- und Rundtänze, die die Tradition des „Fest-Noz“ lebendig werden ließen, begeisterten die Zuhörer.
Das vielseitige Repertoire der Band ist das Ergebnis gründlicher Recherche bei regelmäßigen Aufenthalten in der Bretagne. „Wir haben die traditionellen Tänze von Grund auf erlernt“, erklärte Gerdes. Bretonische Tänze wie An Dro, Gavotte, Haternoz oder Ridée seien sehr rhythmusbetont. Oft werde im Kreis getanzt, und die Musiker müssen den Puls so halten, dass die Tänzerinnen und Tänzer sich getragen fühlen. Nur so könne die Musik in den richtigen Flow kommen, ergänzte Gerdes.
Dabei kommt dem Morbihan, der Wahlheimat der Gruppe, eine besondere Bedeutung zu. „Mit Unterstützung hervorragender bretonischer Musikerinnen und Musikern haben wir unsere Kenntnisse im Laufe der Jahrzehnte erweitert“, schilderte Hans-Martin Derow. Was in den siebziger Jahren mit einem Urlaub in der Bretagne begann, ist heute immer noch nicht zu Ende: An Ermenig ist seit Langem eine der anerkanntesten bretonischen Bands außerhalb der Bretagne.
Zwischen den musikalischen Darbietungen erzählten die Musiker mit viel Charme und Vergnügen Geschichten und Anekdoten, die dem Publikum einen Einblick in die bretonische Kultur und die Traditionen dieser faszinierenden Region am Atlantik verschafften. Die Kombination aus Musik und Erzählungen sorgte für eine intime, familiäre Atmosphäre.
Das Jubiläumskonzert von An Erminig war ein eindrucksvolles Erlebnis. Die große Verbundenheit der Musiker mit der Bretagne ließ das Publikum tief eintauchen in die Vielfalt und Tiefe bretonischer Musik und Kultur. So wurden heitere und traurige Geschichten gleichermaßen aus dem bretonischen Alltag in Tanzliedern und Balladen auf authentische Weise erlebbar.
